© Roli Walter - Männedorf |
Mia Aegerter - Männedorf, 17. Juni 2006
Sportplatz Widenbad |
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Männedorf: Mia Aegerter hat ihr neues Album "Vo Mänsche u Monschter" vorgestellt Ein melancholischer Wirbelwind Auf ihrem neuen Album wirkt Mia Aegerter erwachsener und nachdenklicher. Beim Konzert am Männedörfler Grümpelturnier hat sich gezeigt, dass der Sängerin diese neue Tiefe gut tut. Sowohl Mia Aegerter als auch ihr Support Act «Luv» hatten bei ihren Konzerten am vergangenen Samstagabend am Männedörfler Grümpelturnier einen schweren Stand. Immerhin kickten zur selben Zeit an der Fussball-Weltmeisterschaft unsere südlichen Nachbarn gegen die Amerikaner. Das Publikum war denn auch im Verhältnis zum Konzertzelt eher klein, dafür applaudierten vor allem die vielen Kinder und Jugendlichen herzlich und laut. Der Frontsänger der Vorband, Mario Bolliger, brachte es auf den Punkt: «Es macht Spass hier. Es kommt ja nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität an.» Sichtliche Freude hat auch Mia Aegerter bei der Präsentation ihres soeben erschienenen Albums «Vo Mänsche u Monschter» an den Tag gelegt. Und falls diese Freude mit etwas Stolz über das neue Werk verbunden war, dann zu Recht: Die Popsängerin, von der man bisher vor allem Mainstream-Hits wie «So wiei bi» und «Hie u jetzt» kannte, präsentierte sich als differenzierte Rockkünstlerin. Suche nach dem richtigen Klang Natürlich waren am Konzert die eben genannten Nummern die Kracher, die dem Publikum Jubelschreie und textgetreuen Mitgesang entlockten. Doch die neuen Lieder waren es, die einen aufhorchen und die quirlige Freiburgerin in neuem Licht sehen liessen. Wie ein roter Faden zieht sich eine eigentümliche Mischung aus Melancholie und Härte durch das Album. «Ich habe zum ersten Mal die Vorproduktion selber gemacht», erzählte die Musikerin, «dabei habe ich nach Samples gesucht, um ein ganz bestimmtes Geräusch zu finden.» Da sie aber nicht fündig geworden sei, habe sie den Klang selber hergestellt: mit einer Murmel in einem Holzkästchen. Diese Anekdote ist bezeichnend für die Art des neuen Albums. Da sind einerseits die Experimentierfreude und andererseits der Ernst, mit dem sich Mia Aegerter mit dem, was sie tut, auseinandersetzt. Beides spiegelt sich in den neuen Liedern wider. Die Melodien sind manchmal verstörend und durchwegs düsterer als auf dem ersten Album. Die Texte sind nachdenklich. «Your daughter your honor» etwa habe sie geschrieben, nachdem sie ein Buch über eine Frau gelesen habe, die dem Ehrenmord entkommen ist. - Auch wenn sämtliche Perlen des Konzerts von diesem neuen Werk stammen, hätte man am Konzert die älteren Lieder nicht missen wollen. Die jugendlicheren, frischeren Songs vermochten die Schwere aufzuheben und ein eben noch in sich gekehrtes Publikum in Tanzlaune zu befördern. Da waren hüpfende Kinder in der ersten Reihe, Jugendliche, die Wippbewegungen nur cool andeuteten und Eltern, die mit ihren Töchtern tanzten. Gefühl und Stimmgewalt gezeigt Mia Aegerter hatte an allen ihre Freude. Immer wieder bedankte sie sich herzlich. Und als die Zuschauer nach der ersten Zugabe bereits den Text der zweiten sangen, bevor die Band auch nur einen Ton gespielt hatte, meinte sie verblüfft: «Ich muss ja gar nichts mehr tun - ihr wisst ja schon, was kommt.» Mia Aegerter hat sich am Samstagabend nicht nur als sympathische Performerin erwiesen, sondern auch als echte Musikerin, die hinter ihren Werken stehen kann. Sie zeigte Gefühl bei den Rockballaden und Lebensfreude bei den Popknallern und überraschte mit einer Ska-Version von ihrem Radiohit «So wie i bi». Das abwechslungsreiche Konzertprogramm bot die Möglichkeit, ihre Stimme in allen Facetten kennen zu lernen. In Liedern wie «Thank you Sir» etwa staunte das Publikum darüber, welche Stimmesgewalt in einem so zarten Körper stecken kann. Auf alle Fälle hatte Mia Aegerter den längeren Atem als die italienischen und amerikanischen Fussballer, und was das Publikum im Männedörfler Konzertzelt zu sehen bekam, war weitaus erfreulicher als das, was man auf dem Bildschirm beobachten konnte. |
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