Männedorf - Fest in der Kugelgasse - 18. September 2004

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Kugelgasse 2004 Kulturpreis-Verleihung Marc Sway unplugged

Männedörfler feierten

(Zürichsee-Zeitung von Montag, 21. September 2004)

Die Fischotter-Gemeinde glich am Samstag einem riesigen Festzelt. Das erste sommerliche Kugelgass-Fest wurde kombiniert gefeiert mit dem Neuzuzügeranlass, der Kulturpreisverleihung und dem 100-Jahr-Jubiläum des EW Männedorf. Neben dem vielseitigen Programm lockte auch die Sonne auf die Strasse.

Die rund 700 Männedörfler Neuzuzügerinnen und Neuzuzüger konnten am Samstag ihr Dorf auf vielseitige Art und Weise kennen lernen. 230 wählten die Fahrt auf der Fähre, wo sich ihnen vielseitige Kontaktmöglichkeiten mit Behördenmitgliedern sowie Vereins- und Parteivertretern boten. Danach lockte bei strahlendem Sonnenschein das erste sommerliche Kugelgass-Fest mit seinen vielseitigen Attraktionen, den Marktständen, der Diashow im Kino Wildenmann, der Modeschau, den musikalischen Darbietungen der verschiedensten Stilrichtungen und dem Jubiläums-Pavillon des EW. Daneben vergab die Gemeinde auch den Kultur- und den Förderpreis.

Wachsende Gemeinde

Die Gemeinde Männedorf wächst schnell. Seit 1998 stieg die Zahl der Einwohner um rund 2000 auf 9500. Das schlägt sich auch in den Neuzuzüger-Anlässen nieder. Seit einigen Jahren kann die Gemeinde jährlich viele Neuzuzüger begrüssen.
Trotz dieser Zunahme der Bevölkerung erhofft sich die Gemeinde wie auch ihr Name schon sagt, ein Dorf zu bleiben. Nicht zuletzt Feiern wie das Kugelgass-Fest und der Neuzuzüger-Anlass sollen der Aufwertung des Dorflebens Vorschub leisten. Und es strömten denn auch zahlreiche Besucher an die Feierlichkeiten.

Kugelgass-Fest wurde Dorffest

Inspiriert von den Ideen der Arbeitsgruppe Dorfentwicklung wurde das erste sommerliche Kugelgass-Fest mit dem Neuzuzügertag und der Kulturpreisverleihung kombiniert. Als weiterer Höhepunkt feierte das EW Männedorf seine ersten hundert Jahre. Zum vollen Erfolg verhalf nicht nur das strahlende Wetter, sondern primär auch ein gut einstudiertes, vielfältiges Programm.

RICHI SUTER-BLASER

Durch trennende Gitter war sie abgesperrt, die dörfliche, den diminuierenden Namen «Gasse» tragende Dorfverbindungsstrasse. Zu besuchen waren die Marktstände der Wein- und Obstbauern, der Fischerei und Korbflechterei, eines Blumengeschäftes, des PC-Managements, des Fitness- und Textilbereiches, aber auch von Schule und Kindergarten. Selbstverständlich brutzelten die Bratwürste, wurden die Raclettes vom grossen Käse abgestrichen, gabs Frühlingsrollen, Kuchen, Glace und nicht zu vergessen den guten, an sonnigen Lagen des Zürichsees gewachsenen Wein.

Männedorf - gestern und heute

Die Vielfalt des Tages zeigte sich darin, dass der kulturelle Teil seinen Platz neben all den munter dastehenden Wirtschaftstischen fand. Der His-toriker Hans-Rudolf Galliker zeigte im Kino Wildenmann eine mit fundierten geschichtlichen Erklärungen untermalte Dia-Schau. Blitzlichter nannte er in seinem Vortrag die Bilder und Aussagen. Rückblickend bis in die Helvetik zeigte er die verschiedenen Phasen auf: Die 1798 beginnende Gemeindeautonomie, der aufstrebende und wieder unterdrückte Liberalismus, die Ablehnung der Bewohner von Einschränkungen aller Art. Männedorf sei anfänglich dem Neuen gegenüber skeptisch gewesen, Weile ohne Eile möchte er es nennen. Anderseits habe stets Toleranz geherrscht, man setzte sich für das Soziale ein. Imposante Grossprojekte kamen nicht durch, ein starkes Gewerbe beherrschte die Szene. In allem Wandel sei im Fischotterdorf jedoch eine gewisse Konstanz und Kontinuität, aber auch Stabilität zu erkennen.

Modeschau

Genau in Fahrrichtung der Gasse war mitten im Festzelt der roh gebretterte Laufsteg aufgebaut. Wo sonst in Hektik der Alltagsverkehr kutschiert, da tollten sich unverhohlen die hübschen Models, schwenkten, tänzelten, rankten und schlenkerten sich elegant, bunt und schillernd, in black and white. Zwar züchtig gekleidet, begannen sie in winterlichem Outfit ihren Reigen. Martha Heilig moderierte den erfrischenden, unkonventionellen von Linie R und Chrigis Sport-Shop inszenierten Programmteil.

Für ältere und jüngere Ohren

Wie immer waren sie da, die schmucken Damen und Herren der Harmonie Eintracht, und liessen ihre altbewährten Klänge ihren frisch geputzten Instrumenten entschlüpfen. Dasselbe gilt nicht minder für die kleinere, freundliche Formation der Fischottermusikanten. Ihnen hört man besonders gern zu. Sie gehören zum Dorfbild. Etwas lauter tönte es, als die ebenfalls einheimischen «Freunde des Dschungels» ihre phonträchtigen Klänge in den bald heissen Nachmittag entliessen Das Schwiizerörgeli-Duo Urs un Peter und die nostalgischen Drehorgelklänge von Marlies Schweizer waren wieder für ihre Ohren bestimmt.

«Marc Sway unplugged»

Mit einer kleinen Verspätung trat er ans Mikrofon, der im heimischen Dorf aufgewachsene junge Sänger Marc Sway. Und schon bald ertönte er mächtig, der tragende, die biederdörfliche Gasse füllende Sound. In seiner Musiksparte stehen die Protagonisten nicht reglos und starr auf der Bühne, da geht der Körper in allen Facetten mit und drückt die innige Verbindung zur Musik anatomisch aus. Der Rhythmus lebt, setzt sich in Bewegung um, die Zuhörer machen mit, engagiert bis in die Knochen. Der Männedörfler mit Wurzeln mütterlicherseits in Brasilien machte seine Sache aufs Beste.

Ein Dorf bleiben!

Zum perfekten Gelingen des Anlasses trug die grosse Vorarbeit des Kugelgass-Gewerbes im Verein mit den Behörden bei. Das Ziel der Aufwertung, der Erhaltung des gasseneigenen Bekanntheitsgrades scheint geglückt zu sein. Es kamen viele Neuzuzüger nach der Fährenfahrt gerne an die einladenden Tische.
Trotz der Zunahme der Bevölkerung erhofft sich Männedorf, wie es schon sein Name ausdrückt, eben ein Dorf zu bleiben.

«Die kulturelle Vielfalt bereichert das Leben»

Die Gemeinde ehrte am Samstag zwei Tanzlehrerinnen, Rita Schwarz und Barbara Streuli, mit dem Kulturpreis und den Ofenbauer Rolf Heusser mit dem Kulturförderpreis.

EVA ROBMANN

«Die kulturelle Vielfalt bereichert das Leben in unserem Dorf», sagte Gemeindepräsidentin Heidi Kempin am Samstag vor dem Kino Wildenmann dem zahlreich erschienenen Publikum. Die Gemeinde verleiht jährlich einen Kulturpreis und einen Kulturförderpreis.

Zwölf gute Vorschläge

Dieses Jahr sei die Auswahl für den Kulturpreis schwer gefallen. Zwölf gute Vorschläge seien eingereicht worden. Die Kulturkommission hat sich für den Bereich Tanz entschieden.
Der nun zum siebten Mal verliehene Kulturpreis ging an die Tanzlehrerinnen Rita Schwarz und Barbara Streuli. «Sie haben Hunderten von Kindern die Freude an Tanz und gestalteter Musik mit auf den Weg gegeben», sagte Kempin.

Zum dritten Mal

Der zum dritten Mal verliehene Kulturförderpreis ging an den Ofenbauer und Restaurator Rolf Heusser. «Rolf Heusser hat die Schmiede an der Männedörfler Brunngasse mit viel Idealismus und Sachkenntnis renoviert», sagte Kempin. Die Schmiede sei ein Juwel, das den Dorfkern bereichere.
Die Preisverleihung fand auf einer Holzbühne statt. Zwischen den Preisübergaben tanzten junge Männedörflerinnen in bunten Kleidern graziös Flamenco.

Rita Schwarz

Seit bald 40 Jahren bereitet Rita Schwarz in ihrer eigenen Ballettschule in Männedorf Kinder und Jugendliche gezielt auf eine Tanzkarriere vor. Mehrere ihrer ehemaligen Schülerinnen und Schüler haben den Tanz zu ihrem Beruf gemacht, auf der Bühne oder in Tanz- und Ballettschulen. Schwarz hat sich ein Leben lang für die Anerkennung des Berufs Balletttänzer oder -tänzerin eingesetzt.

Barbara Streuli

Der Männedorfer Kulturpreis ist für Barbara Streuli eigentlich der Abschluss eines Lebensabschnitts. Während 40 Jahren hat sie Generationen von Kindern in ihrer Ballettschule unterrichtet, Märchen einstudiert sowie Kostüme und Kulissen selber gemacht.
Nun hat ihre Tochter das Studio 11 übernommen. Barbara Streuli hat als neu ausgebildete Kulturmanagerin mehrere Projekte.

Rolf Heusser

Der gebürtige Stäfner Rolf Heusser mit Jahrgang 1965 wohnt noch nicht lange in Männedorf. Umso mehr freut ihn der Kulturförderpreis. Der gelernte Ofenbauer entdeckte bald sein Interesse an alten Häusern und wurde Restaurator.
Im Jahr 2000 renovierte er in Zusammenarbeit mit der kantonalzürcherischen Denkmalpflege und der Gemeinde die Schmiede an der Brunngasse.